Coach Schlüsselrolle mit vielen Aufgaben.
Niemand ist näher dran an Athletinnen und Athleten als Trainerinnen und Trainer. Das bedeutet Einfluss und Verwantwortung. Wir wollen zur Auseinandersetzung mit dieser wichtigen Rolle anregen.
Wissen und Haltung vermitteln
Im Leistungssport kommt Ihnen als Trainerin oder Trainer eine ganz besondere Schlüsselrolle zu. Trainerinnen und Trainer vermitteln den Sportlerinnen und Sportlern nicht nur eine Sichtweise des Sports. Sie besitzen – auch wenn es ihnen oft so nicht bewusst ist – erhebliche Möglichkeiten, pädagogisch zu wirken. Sie sind für Ihre Athletinnen und Athleten einerseits fachlich kompetente Spezialistinnen bzw. Spezialisten mit viel sportpraktischem Wissen, andererseits haben Sie auch eine große emotionale Nähe und Vertrautheit zu ihnen. Trainerinnen und Trainer bestimmen das Klima des menschlichen Miteinanders in der Trainingsgruppe, definieren den Stellenwert von Leistung, Gruppenzusammenhalt und sozialer Integration. Sie verfolgen die Entwicklung jedes Schützlings und vermitteln Werte und Normen, die weit über den Sport hinauswirken und Konsequenzen auch für die Zeit nach dem Leistungssport haben.
Die Bedeutung von Sieg und Niederlage wird von Ihnen ebenso intensiv erlebt wie von den Athletinnen und Athleten selbst. Indirekt vertreten Sie auch die Interessen und Ansprüche, die von Vereinen und Verbänden an Sportlerinnen und Sportler gestellt werden. Sie haben aber auch die Möglichkeit und sogar die Pflicht, überzogene, nicht altersgemäße Erwartungen von außen zu relativieren und die Athletinnen und Athleten vor Überforderung zu schützen
Was zählt wirklich? Je jünger Athletinnen und Athleten sind, desto wichtiger sind Sie als Bezugsperson und Vorbild. Sie bieten vor allem mit dem eigenen Verhalten eine wichtige Orientierung bei der Bewältigung alltäglicher Herausforderungen. Wenn sich bei jungen Athletinnen und Athleten eine Karriere im Spitzensport abzeichnet, ist die biografische Fixierung auf den Sport oft unausweichlich. Durch die mit dem Training verbundene zeitliche Beanspruchung wird der Sport zum zentralen Lebensinhalt. Für viele Trainerinnen und Trainer ist der Umgang mit dieser Situation und der damit verbundenen Verantwortung eine Selbstverständlichkeit. Meist geschieht dies allerdings eher intuitiv und nicht als beabsichtigtes Verhalten. Machen Sie sich diese Situation bewusst und richten Sie Ihr Handeln gezielt im Bewusstsein Ihrer Rolle aus.
„Zuschauer sollen zurecht davon ausgehen können,
dass Sport sauber ist.“
Ein Blick in die Praxis zeigt die vielfältigen Herausforderungen für Trainerinnen und Trainer. Hier kommt ein Trainer aus dem Nachwuchsleistungssport zu Wort. Matthias Sonnenschein arbeitet in der Basektball-Jugendausbildung und macht seinem Namen alle Ehre.
Welche Verantwortung liegt beim Thema Anti-Doping bei Ihnen und welche bei Ihren Athleten?
Die Verantwortung ist geteilt. Der Trainer trägt auf jeden Fall die Informationspflicht zu Beginn und auch die Fürsorgepflicht, das Thema anschließend zu beobachten. Ich denke, es ist sehr wichtig
das Thema Anti-Doping in der täglichen Arbeit aufzugreifen und Ansprechpartner zu sein. Darauf zu achten, was man einnimmt, oder sich an das Regelwerk zu halten - die Verantwortung liegt aber beim Spieler. Ab einem gewissen Alter sind wir darauf angewiesen, dass die Spieler unsere Informationen und Beratungsangebote annehmen, aber sensibilisieren und immer wieder Hilfestellung anbieten, wenn denn mal was gefragt ist, da müssen wir da sein. Das ist die gängige Praxis im Trainingsalltag.
„Ab einem gewissen Alter sind wir darauf angewiesen, dass die Spieler unsere Beratungsangebote annehmen, aber sensibilisieren geht immer.“ Matthias Sonnenschein
Bei welchen Themen benötigen Ihre Athleten Unterstützung?
Unterstützung ist vor allem dann gefragt, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel oder um den Krankheitsfall geht. Da können auch mal Wirkstoffe in Medikamenten sein, die auf der Verbotsliste
stehen. Das wissen auch die Eltern und sogar der Hausarzt nicht immer. Wenn sich ein Arzt bei einer Sache nicht sicher ist, gibt es den Kontakt zur NADA, um Dinge abzuklären. Das andere Thema ist eben immer wieder Nahrungsergänzungmittel - da nochmal drauf hinzuweisen: sicheres Herkunftsland und vor allem auch, was ist drin, was sollte ich nehmen. Und dann auch nochmal zu sensibilisieren, dass wir gerade als Basketballer keine reinen Kraftsportler sind und auch eigentlich gar nichts an Nahrungsergänzungsmitteln brauchen, da wir das Meiste über eine gesunde Ernährung aufnehmen können.
Welche Rolle spielt saubere Leistung für die Wertevermittlung im Sport?
Die Wertevermittlung steht im Jugendbereich an erster Stelle. Die Zuschauer sollen zurecht davon ausgehen können, dass der Sport sauber ist. Dafür wollen wir auch stehen. Keine Eltern bringen ihre Kinder in eine Halle, wo die 1. Mannschaft oder das „Leitpferd“ zum Beispiel mit Doping in Verbindung steht.
Wie lässt sich die Anti-Doping-Thematik in den Trainingsalltag integrieren?
Mein Schlüsselwort ist immer Sensibilisierung für das Thema. Was bedeutet das und in welche Fallen kann auch ich tappen, wenn ich mich einfach nicht richtig informiere? Das heißt, wenn wir zu Beginn der Saison das Meeting einmal gemacht haben, kennen die Spieler die Regeln und wissen wo sie Informationen herbekommen - z.B. über die NADA2go-App. Im Alltag ist es dann wichtig, hin und wieder in Gesprächen zu überprüfen, wie der Umgang mit dem Thema ist, um gegebenenfalls nochmal Punkte anzusprechen und ins Gedächnis zu rufen. Das Thema Anti-Doping in den Trainingsalltag einzubinden geht also vor allem durch Sensibilisierung.
Welche Unterstützung bieten Sie Ihren Sportlern im Umgang mit den Anti-Doping-Auflagen (ADAMS, Kontrollen etc.)?
Unterstützung leisten wir zum einen mit einer Informationsveranstaltung zu Beginn der Saison. Darüber hinaus haben alle Spieler die Kontaktdaten unserer festen Beratungsstelle. Sie können sich also direkt über die Trainer oder über unsere Beratungsperson aufklären lassen und Hilfe holen. Zum anderen ist unser Ärztesystem eine große Hilfestellung. Unsere Ärzte sind alle gut informiert und unsere Spieler gehen nur zu diesen Ärzten. Alles andere ist - nicht erlaubt ist da die falsche Formulierung - aber es ist nicht gewünscht.
Welchen Rat geben Sie Ihren Athleten zu Nahrungsergänzungsmitteln?
Das Thema Nahrungsergänzungmittel kommt immer wieder auf. Gerade die Jungs wollen Muskeln aufbauen, wenn sie mit dem Krafttraining einsetzen und haben teilweise viele tolle Informationen aus dem Internet. Wir müssen in Bezug auf zwei Dinge aufklären: Sichere Herkunftsländer und Kölner Liste®. Mein Ansatz ist die Frage: „Was ist sinnvoll für einen Basketballer?“ Für einen reinen Kraftsportler mag das anders sein. Man sollte aber zunächst einmal hinterfragen, ob Nahrungsergänzungsmittel überhaupt benötigt werden und den Bedarf professionell abklären lassen.
Wie beurteilen Sie die staatliche Sanktionierung von Dopingvergehen?
Die staatliche Sanktionierung von Dopingvergehen oder überhaupt die Sanktionierung ist bei uns kein präsentes Thema. Unser Anliegen ist, dass gar nicht erst Fälle auftreten, in denen unsere Jugendspieler in die Gefahr geraten, sanktioniert zu werden. Die Sanktionen stehen ganz hinten an. Es geht vielmehr um Aufklärung, es geht darum, Werte zu vermitteln und Präzedenzfälle von vorneherein zu vermeiden. Es geht darum, Lösungen zu finden, um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen, unerlaubte Medikamente oder Substanzen zu nehmen.
Dopingprävention als Trainingsinhalt
Wie kann die Anti-Doping-Sensibilisierung spielerisch im Training umgesetzt werden? Unsere Antwort: “FAIR WERFEN - Das Spiel der Dopingprävention”!
FAIR WERFEN ermöglicht den ungezwungenen, spielerischen Erstkontakt mit dem Thema Anti-Doping. Dabei stellt FAIR WERFEN nicht moralische Urteile in den Vordergrund, sondern die individuellen Erlebnisse und Entscheidungen der Spielenden.
Mehr Infos zum Spiel sowie Regeln und Bestellmöglichkeiten finden Sie auf unserer Angebotsseite zum Spiel.
Zum Angebot FAIR WERFENDOPING ZERSTÖRT NOCH MEHR ALS DIE KARRIERE
Der Griff und die Anwendung von verbotenen Substanzen und Methoden ist immer mit erheblichen Risiken verbunden – für die Gesundheit, den sozialen Kontakt, die Lebensplanung. Und je nach Kontext spielen auch das Anti-Doping-Gesetz und mögliche Freiheitsstrafen eine Rolle.
Warum also gibt es überhaupt Fälle? Drei Ansätze: Erwartungen, Krisen und der Druck einer Leistungsgesellschaft. Mehr zu den Themen findest Du auf den beiden folgenden Seiten:
Ursachen von DopingFolgen von Doping